Eine tolle Sache am Baritonsax sind natürlich die tiefen Töne. Wichtig ist hierbei vor allem die Stütze, die Stütze und die Stütze - und der Einsatz des Kehlkopfes ist hilfreich. Überschätzt wird hingegen die Dichtheit der Polster, trotzdem ein dringender Rat: Wasserklappe dicht und sauber halten, und auch die Oktavklappenpolster ab und zu reinigen, unter denen sich besonders tückisch Oxid absetzen kann. Und für Leute, die nur gelegentlich Bari spielen (aber für alle anderen auch), ein ganz heißer Tip: einfach mal die Blätter wechseln (ich selbst spiele nur alle paar Monate mal Sopran und habe letztens nach einigen Jahren einfach mal wieder eine neue Schachtel Blätter gekauft: eine... verblüffende Erfahrung.), und die Blätter auch mal reinigen (z.B. mit Wasser und einer Zahnbürste).

Zur Dichtigkeit von Baritonsaxophon möchte ich hier zwei Theorien anbieten: 1. Ein Bariton ist nie wirklich dicht: Bei den großen Klappen hat die kleinste Verwindung große Folgen, denn die Polster sind ja nicht dicker als kleine; außerdem kann sich auf größerer Fläche natürlich auch mehr feiner Dreck absetzen. 2. Ein Bariton ist eigentlich immer dicht: gerade an den Polstern der tiefen Klappen ist der Rand bis zum Tonloch immer mindestens 3-5mmm breit, da drückt sich jede Unregelmäßigkeit weg. Wer übrigens auch Bassklarinette spielt, der weiß, dass dieses tückische Biest außerordentlich empfindlich gegen den kleinsten Krümel ist, und das Bari ein wirklich pflegeleichter Kumpel.

Wenn Sie ihr Bariton viel und oft spielen, kann es nicht schaden, gelegentlich die Polster zu reinigen. Dazu verwende ich Pfeifenreiniger und Benzin.

 

Kommen wir jetzt zum Praktischen.

Zunächst einmal sollte die Tonerzeugung ohne Mühe funtionieren, das heißt etwa so wie Radfahren in der Ebene, ohne Gegenwind. Wenn das nicht der Fall ist, müssen Ansatz oder Ausrüstung (Blatt und Mundstück) korrigiert werden. Dabei ist das Blatt das veränderlichste Element, und es kann nicht schaden, sich mit seiner Bearbeitung auseinanderzusetzen. Ist das Blatt eher hart und lassen sich die Tiefen schlecht erzeugen, hilft es manchmal, den Flankenbereich etwas abzuschleifen.

Was dabei immer wieder unterschätzt wird, ist, dass die oberen Schneidezähne einen festen Halt auf dem Mundstück haben müssen; ist das nicht der Fall, hilft es oft schon, den Halteriemen etwas kürzer einzustellen. Der Bläser beißt dabei auch nicht etwa den Kiefer zusammen, sondern nutzt schlicht das Gewicht des eigenen Schädels aus (was nicht funktioniert, wenn der Riemen zu lang ist), und braucht dadurch auf der Unterseite nur wenig Gegendruck durch den Unterkiefer.

Ein anderes wesentliches Element, das den Bläser selbst betrifft, ist die sogenannte Stütze. Dazu muss man sich klarmachen, dass die Luftsäule (als Volumen) nicht nur im Saxophon schwingt, sondern auf der anderen Seite natürlich auch in den Bläser hineinreicht und dort ein festes Fundament braucht, das durch das Zwerchfell gebildet wird; wer in seiner Freizeit singt, wird wissen, was gemeint ist. Eine gute Übung, um ein Gespür für dieses unbekannte Körperteil zu entwickeln, ist es, einen Luftballon aufzublasen, und dann die Luft langsam (!) und kontrolliert wieder in den Brustkorb entweichen zu lassen.

 

JEDEN TAG blase ich Töne an und halte sie aus, vom Cis aus chromatisch abwärts, ohne - mit - ohne Oktavklappe, und zwar OHNE anzustoßen. Sie müssen das Gefühl haben, dass das Zwerchfell das Fundament ist, auf dem die (schwingende) Luftsäule steht, und dass Sie den Ton aus dem Instrument hinausheben.

Ich übe gebundene Dreiklänge auf- und wieder absteigend, und zwar etwa so: C-E-G-E-C (als Achtel gedacht), C-E-G-C-G-E-C (als Triolen), C-E-G-C-E-C-G-E-C (wieder als Achtel), von da an immer beim nächsten Akkordton anfangend, und zwar langsam und gleichmäßig. Danach H-dur, B-dur undsoweiter.

Bei der Bewegung, vor allem beim Schließen der Klappen, ist nicht so sehr die Kraft entscheidend, sondern der präzise Impuls. Hilfreich ist es, wenn alle Finger wirklich da sind, wo sie hingehören: auf die Fingerplättchen der Klappen. Ich übe Intervalle so langsam, dass ich dabei bewußt denken kann: jetzt - jetzt - jetzt -...

Intervalle kann man z.B. so üben: kleine Terzen (F-D, E-C#, Eb-C, usw.), danach große Terzen, Quarten usf., soweit man möchte. Wie immer beim Üben sind der Erfindungsgabe keine Grenzen gesetzt.

Ein spezielleres Problem bei den tiefen Tönen ist, dass der Ton sofort "da" sein soll, und das heißt auch, ohne Akzent (es sei denn, das ist beabsichtigt). Dazu kann man Folgendes üben: Metronom auf 100 oder langsamer, dann eine punktierte Halbe Ton halten, Viertelpause, dann nochmal oder den nächsten Ton.

 

Eine gute Idee ist auch, Themen oder Transkriptionen oder was-auch-immer so tief wie möglich zu üben (Parker-Omnibook in Bb ist hier eine feine Sache), natürlich mit einer ausdruckstarke Phrasierung. Ich selbst bastle mir Improvisationen über meine Lieblingschanges, und da ich das alles über Finale eingebe, kann ich es mir in alle Richtungen transponieren. Ein Beispiel:

 

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Zwei Chorusse Rhythm Changes in G-dur.
RC#1 in G.pdf
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